San Diego: Echtes California Dreaming

Back in the USA! Das kalifornische San Diego ist für diese Reise mehr als nur ein weiterer Hafen. Für mich markiert dieser Ort eine Änderung im bisherigen Reiseabschnitt. Der Grund dafür wartet seit dem Morgen im Hafen auf mich. Mein Freund Reinier reist seit fast vier Wochen mit seinem Vater durch Kalifornien. Die beiden haben einen Mietwagen in Las Vegas übernommen und haben bereits Las Vegas, den Grand Canyon und den wunderbaren Yosemite besucht. Den nächsten Reiseabschnitt erleben wir zusammen, denn in San Diego steige ich aus und ein paar Tage später in San Francisco wieder ein. Relativ kurzfristig habe ich von AIDA die Genehmigung bekommen, das Schiff in San Diego verlassen zu dürfen. Normalerweise ist das aufgrund gesetzlicher Vorgaben nicht möglich, umso überraschender war es, dass unsere Purserin Simona das für mich anmelden und durchbekommen konnte. Ich freue mich riesig über diesen kleinen Freiraum im fest getakteten Reiseplan. Fünf Tage an Land. Fünf Tage ohne Bordprogramm. Ein Traum. Aida, bitte nimm es mir nicht krumm, aber ich freue mich auf diese Pause. Mama werden wir dennoch zwischendurch sehen und können vielleicht noch manches gemeinsam erleben. Jetzt nehmen wir uns erstmal Zeit für die Küste und für den Highway 1, auf den ich mich schon lange freue. San Diego selbst lassen wir aber bewusst ruhig angehen. Es gibt keine Liste die wir abhaken wollen, vielmehr wollen wir diese sonnenverwöhnte Stadt mit allem was sie uns bietet genießen.

Unser Vormittag gehört dem Balboa Park, einem der größten innerstädtischen Kulturparks der USA. Eine grüne Welt mitten in der Stadt, die zur Panama-California-Exposition 1915 entstanden ist. Hier gibt es spanisch-koloniale Architektur, versteckte Innenhöfe, helle Arkaden, unzählige Palmen, Kakteen und Gärten. Mittendrin liegen Museen, Werkstätten und kleine Ausstellungen. Besucher können hier spazieren, joggen, musizieren oder einfach malen. Und Inspiration gibt es hier genug. Die Dimension dieses Parks ist überwältigend und wir sind dankbar über die Karten, die uns kostenlos am Eingang in die Hand gedrückt wurden. Man kann hier wirklich Stunden verbringen mit einem Gefühl, man wäre eben nach Andalusien gebeamt worden. Wir bleiben permant stehen, weil es einfach so schön ist und wir die vielen Ornamente, Bögen und Kacheln genauer betrachten wollen. Urbaner wird es anschließend im berühmten Gaslamp Quarter. Hier stehen Gebäude aus der viktorianischen Ära und moderne Wolkenkratzer dicht nebeneinander. Wir bewundern die historischen Backsteinfassaden aus dem späten 19. Jahrhundert, die gusseisernen Balkone und natürlich die Gaslampen, die hier nachts gemeinsam mit den vielen Bars, Clubs und der Live-Musik das Kommando übernehmen. Jetzt am Nachmittag ist das Viertel noch ruhig, alles wirkt fast wie in Wartestellung. Soviel laufen macht natürlich hungrig. Wir gönnen uns einen saftigen Burger und müssen wieder einmal feststellen: Burger können die Amerikaner einfach. Unfassbar lecker!

Am Nachmittag fahren wir hinüber nach Coronado Island, einer schmale Halbinsel gegenüber von Downtown San Diego. Schon die Anfahrt über die enge geschwungene Coronado Bridge ist ein Erlebnis. Unser Ziel ist das weltberühmte Hotel del Coronado, von den Amerikanern auch liebevoll “The Del” genannt. Es eröffnete im Jahre 1888 und ist eines der ältesten noch betriebenen Grand Hotels der USA. Es wurde 1977 zum National Historic Landmark erklärt und ist bis heute ein Symbol für Südkalifornien am Meer. Das Gebäude wirkt mit seinem roten Ziegeldach, den weißen Holzfassaden, vielen Türmchen und Veranden wie aus einer anderen Zeit. Für mich persönlich ist dieses Hotel aber aus einem anderen Grund ein absoluter Sehnsuchtsort. Hier wurde mein Lieblingsfilm Some Like It Hot mit Marilyn Monroe, Tony Curtis und Jack Lemmon gedreht. Jahrzehntelang war ich überzeugt, dieses Hotel stünde, wie im Film erwähnt, irgendwo in Florida. Aber ein aufmerksamer Weltenbummler auf dem Schiff gab mir den rettenden Hinweis: Nein, es steht hier in San Diego, nur 15 min vom Cruise Terminal entfernt. Wahnsinn, ich träume wohl. Natürlich müssen wir hin und staunen schnell Bauklötze. Besonders die Lobby des Hotels wirkt absolut surreal. Hohe Decken, dunkles Holz und viele historische Fotos an den Wänden. An der Strandpromenade liegt eine Eislaufbahn, umgeben von Palmen, Lichterketten und warmer Meeresluft. Alle Palmen rund um das Hotel sind festlich illuminiert und fügen sich wie selbstverständlich in diese kalifornische Lässigkeit. Während ich weiter nach Details aus dem Films suche, checken neue Gäste ein, bestellen Drinks an der Bar oder kommen vom Strand zurück. Das Hotel wirkt keinesfalls wie ein Museum. Es ist ein Hotel im echten Betrieb, welches sich bewußt und stolz mit seiner Geschichte schmückt. Vielleicht passt es aus diesem Grund auch so gut zu San Diego, dieser wunderschönen Stadt mit 112 Kilometern Küste, dem milden Klima und der Mischung ihrer mexikanischen, indigenen, spanischen und amerikanischen Einflüsse. Als wir an der Strandpromande im Sonnenuntergang zurück zum Auto flanieren, flüstert etwas in mir: “Na, gib es zu. Du magst Südkalifornien in der Winteredition”.

Bildnachweise:

Lobby Coronado Hotel: WATG / Hier finden man mehr beeindruckende Bilder von der Renovierung des Hotels.

Coronado Bridge: www.webuildvalue.com

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